Der wundersame Kreislauf des „demokratischen Sozialismus“
Thema dieses Beitrages ist die Entwicklung der sozialistischen Ideologie bis hin zum „Sozialismus mit menschlichem Gesicht“, der Ideologie der kommunistischen Führung im Jahre 1968.
Die Jahre 1945 – 48 zeichneten sich vor allem durch die allmähliche Umwandlung der damaligen CSR zur Kolonie des russischen kommunistischen Imperiums aus. Russland unterlag nach 1917 einem grundlegenden historischen Umbruch. Die wichtigste Änderung war dabei der Wechsel der Staatsreligion: das orthodoxe Christentum wurde durch eine europäische radikale Utopie (den Marxismus) ersetzt. Der Marxismus wurde dabei nahtlos in das russische Umfeld eingegliedert. Darauf folgte eine extensive wirtschaftliche Entwicklung in der russischen Gesellschaft, im negativen Sinne begleitet von einer Radikalisierung der ganzen Gesellschaft. Hierbei knöpfte man an die dunkelsten russischen Traditionen an. Die so zurechtgeschnittene marxistische Ideologie wurde während des Krieges auch für viele Menschen im Westen attraktiv (die CSR gehörte damals zum Westen).
Der Prozess der Kolonisierung der CSR durch die Russen war zweifelsohne in gewisser Weise seltsam: die tschechische Gesellschaft befand sich damals in einem Zustand der Verwirrung und Betäubung. Daraus erwuchs der Eindruck, dass sie das russische Joch freiwillig zu tragen begann. Die Gründe dafür sind unter anderem folgende:
- Enttäuschung über den Westen auf Grund des Verhaltens Englands und Frankreichs zur Zeit der Münchener Krise;
- Enttäuschung über die Demokratie (der Zusammenbruch der CSR unter dem Druck Hitlers wurde der Schwäche der Demokratie zugeschrieben);
- Slawische Sympathien - diejenigen, die praktische Erfahrungen in Russland sammeln konnten – z.B. Havlíček, Masaryk – hatten diese in der Vergangenheit immer abgelehnt; in zugespitzten politischen Situationen schienen sie jedoch bereit, ihre Einstellungen zu vergessen und dem Slawismus Konzessionen zu machen; latenter, aber starker Chauvinismus als speziell tschechisches Merkmal wurde durch den allmählichen, totalen Zusammenbruch des religiösen Lebens begleitet;
- eine gewisse Schwäche gegenüber sozialer Demagogie (Die moderne tschechische Gesellschaft entwickelte sich aus den ärmeren Schichten der Landbevölkerung; infolgedessen hatte und hat sie einen ausgesprochen plebeischen Charakter).
Dies wurde durch die Ideologie der nicht-kommunistischen Linken der „Dritten Republik“ in den Jahren 1945-8( Präsident Benes, prominente Journalisten - Ferdinand Peroutka) stark beeinflusst. Hiesige Grundideen sind:
- Kritik an der „bürgerlichen (westlichen) Demokratie“, die sich auch auf den sozialen und wirtschaftlichen Bereich ausbreiten sollte;
- die Inspiration dabei u. a. durch den Kommunismus;
- ein individueller demokratischer Sozialismus als Synthese von „Sozialismus“ und Demokratie, im Unterschied zum „kollektiven“ (russischen) Sozialismus; beide Formen hatten das gleiche Ziel (eine klassenlose Gesellschaft), sie unterschieden sich jedoch in den Methode der Zielerreichung;
- der Glaube an die Berufung des tschechischen Volkes zur Verwirklichung dieser Synthese von Demokratie und Kommunismus, die so zur Konvergenz zwischen der westlichen Demokratie und dem russischen System beitrage;
- als Konsequenz der selbstbewusste tschechische Messianismus dieser Zeit, der heute äußerst komisch wirkt.
Die Ideologen der „dritten Republik“ waren überzeugt, dass die Russen ein solches Experiment, dass ja eigentlich auch in ihrem Interesse läge, tolerieren müssten. Die Verinnerlichung dieser Ideologie trug wesentlich zur freiwilligen, drastischen Beschränkung der Demokratie und zugleich zur ungeheueren Stärkung der Macht der KPC (noch vor dem Februarputsch) bei.
Der tschechische Stalinismus war, wie man damals zu sagen pflegte, „ formell national, aber inhaltlich international“: Formell meldeten sich die tschechischen Kommunisten zu einem „spezifisch tschechoslowakischen Weg zum Sozialismus“. Dies war jedoch nur eine leere Parole. Nach der Machtergreifung im Februar 1948 wurde ein unbarmherziger, durch eine seltsame Ideologie begleiteter Terror eingeführt: Zu seinen wichtigsten Quellen gehörte der russische Marxismus, die tschechische plebejische Tradition, der kämpferische Atheismus, der in der tschechischen Gesellschaft verbreitet war und der rote Chauvinismus (wichtigster Bestandteil war dabei der Hass gegen Deutschland und Deutsche, den die kommunistischen Ideologen erst nach dem Entstehen der sogenannten DDR abzumildern begannen). Der Durchschnittsbürger musste sich dieser für ihn letzten Endes nicht allzu unangenehmen Ideologie anschließen, wenn er nicht mit schwerwiegenden Folgen zu kämpfen haben wollte. Diese Verbindung von Zuckerbrot und Peitsche stellte sich für viele als attraktives Angebot heraus. Eine nicht unwichtige Rolle bei der Durchsetzung der Ideologie spielte die fanatische junge kommunistische Bildungsschicht: Junge Studenten zeigten an Universitäten Kollegen und Lehrer an und vertrieben sie so aus der Schule, veröffentlichten hetzerische Artikel in der Presse und genossen die Früchte ihrer Macht. Schnell schlossen sie sich zu „Auswahlorganisationen“ mit ungeheuren Korruptionsmöglichkeiten, wie z. B. dem Schriftstellerverband oder dem Journalistenverband, zusammen. Abweichende Ansichten zogen nicht selten den Fall in die niedrigsten Schichten des gesellschaftlichen Lebens - im besten Fall ein Ende als Fabrikarbeiter- nach sich. Kurioserweise hat dies die Attraktivität der Ideologie eher erhöht. Aus diesem Umfeld rekrutierten sich auch die meisten „Achtundsechziger“.
Die Ablehnung des Stalinismus durch Chruschtschow nach Stalins Tod bedeutete ein bahnbrechendes Ereignis. Sie war bei weitem nicht so folgenträchtig wie sie es zuerst schien, brachte aber trotz dessen diese jungen Menschen in eine prekäre Lage. Sie bedeutete vor allem Ernüchterung: In einer Atmosphäre der Lockerung des ideologischen Drucks besann man sich wieder auf bessere hiesige Traditionen, war aber zugleich bestrebt, die Ideologie beizubehalten und sie nur „bereinigen“, also ihren „gesunden Kern“ zu suchen und zu finden. Dies beinhaltete auch den Versuch, eine Art Alibi zu erstellen: alles, was damals geschehen sei, alle schmutzigen Gräueltaten seien im Grunde nur aufrichtig gemeint gewesen, man sei nur überlistet und betrogen worden. Die Folge waren innere, teils mit hysterischem Eifer geführte Konflikte, sowie Probleme mit dem kommunistischen Apparat, hinter denen sich im Grunde nur eine Form der uneingestandenen Schuld verbarg. Das Ergebnis war eine seltsame Verdrehung der Tatsachen: das russische Kolonialreich wurde weiter „das sozialistische Lager“ genannt, die leninistische Ideologie „Sozialismus“, die Jahre Stalins Blutherrschaft „die Periode des Personenkultes“ usw.
Der Versuch, die russische kommunistische Ideologie zu „renovieren“ vollzog sich in zwei Etappen. Es handelte sich um einen „ambivalenten Versuch“: einerseits wollte man die Ideologie den heimischen Gewohnheiten und Traditionen anpassen, sie aber damit auch sozusagen retten und glaubwürdiger machen.
Die erste Etappe beinhaltete eine erste (noch sehr zögernde) Milderung des ideologischen Drucks (1956-59). Erwähnenswert sind hier vor allem die Forderungen des zweiten Schriftstellerkongresses, sowie spätere Veröffentlichungen, z. B. im kulturellen Teil der Zeitschrift „Květen“ (Der Mai). Die jungen kommunistischen Literaten bemühten sich um eine „alltägliche“ Literatur(die stalinistische Propagandaliteratur war nach dieser Auffassung eine „Literatur für Festtage“). Ihr Programm wurde letztlich jedoch als Irrlehre qualifiziert und unter ein offizielles Anathema gestellt. Daraufhin zogen viele Autoren reuevoll ihre Kritik zurück.
Die zweite, wichtigere Etappe war der allmähliche Zusammenbruch der kommunistischen Ideologie in den Jahren 1962
- 1967: Auslösende Faktoren waren die zweite Welle der „Destalinisierung“ in der UdSSR, die auf dem 22. Kongress der KPSU feierlich erklärt wurde, und die schleppende Wirtschaft in der CSSR. Basis der so erneuerten kommunistischen Ideologie (man sprach von „Antidogmatismus“ im Unterschied zum „Dogmatismus“ der orthodoxen russischen Ideologie) waren der Schriftstellerverband und die Wochenschrift „Literární noviny“ (Literarische Zeitung). Die Parteiführung und der kommunistische Apparat ließen den dadurch entstandenen Raum für Initiativen zunächst ungenutzt, später versuchten sie es jedoch mit einer erneuten Durchsetzung der Orthodoxie. Da war es aber schon zu spät – sogar Teile der Parteiführung selbst waren bereits mit der Reformkrankheit angesteckt.
Die Hauptthesen der Ideologie des „Antidogmatismus“ waren:
- Die bedingungslose Annahme des „Sozialismus“; die Welt sei durch den maßgebenden Konflikt zwischen Sozialismus und Kapitalismus geteilt; wir stünden auf der richtigen Seite der Barrikade. Entscheidendes Ereignis für die Tschechen sei der „Februarsieg“ von 1948 als Aufbruch auf dem Weg ins Paradies; diese Ausgangpunkte brauche (und dürfe) man nicht revidieren.
- Nach der Änderung der Umstände (nach der „Enthüllung des Personenkults“) solle die Diktatur des Proletariats durch einen allgemeinen Volksstaat ersetzt werden. Notwendig sei dabei die Besinnung auf ursprüngliche Quellen (den Reformern nach sollte es sich hierbei um Lenin, Marx, bzw. den „jungen Marx“, handeln).
- Das Ziel bleibe ein Sieg des „Sozialismus“ über den Kapitalismus. Der hohe materielle Standard des Westens sei durch eine Enthumanisierung (“Entfremdung“) begleitet, die es durch Betonung „humanistischer Werte“ des „Sozialismus“ zu überwinden gelte.
- Dazu sei die Möglichkeit der freien Meinungsbildung im Rahmen des Sozialismus notwendig. Auch der notwendig auszutragende Kampf mit der bourgeoisen Ideologie solle in Form eines offenen Dialogs geführt werden (man könne vom Westen auch allerhand Nützliches lernen – z. B. auf dem Gebiet der Ökonomie oder der Kybernetik).
Die Vertreter dieser Ideologie radikalisierten sich allmählich und durchdrangen mehr und mehr den kommunistischen Apparat. Diese Situation gipfelte in einem offenen Konflikt während des IV. Schriftstellerkongresses im Sommer 1967, welcher so zu einem der entscheidenden Anstöße für den ersten Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in der CSSR 1968 wurde. Schriftsteller wie Kundera, Kohout, Kliment, Hamšík, Liehm und Vaculík steuerten radikale Impulse bei. Ihre Ideologie erinnerte an die der Jahre 1945 - 8. Hauptansatzpunkte waren:
- Die Überzeugung von der besonderen Stellung des Schriftstellers als Kulturträger in der Gesellschaft: Er repräsentiere „das Gewissen des Volkes“ (eine ähnliche Auffassung begann sich schon auf dem oben erwähnten 2. Schriftstellerkongresses 1956 abzuzeichnen).
- Der Glauben an die spezifische, wichtige Bestimmung des tschechischen Volkes: Milan Kundera z. B. stellte fest: „Im 19. Jahrhundert lebte unser Volk am Rande der Weltgeschichte. In diesem Jahrhundert lebt es jedoch in ihrer eigenen Mitte... Die Geschichte dieses Volkes von Demokratie, faschistischer Knechtschaft, Stalinismus und Sozialismus... enthält alles Wesentliche, was das 20. Jahrhundert zum 20. Jahrhundert macht. Dies kann es uns ermöglichen, treffendere Fragen zu stellen und sinnvollere Mythen zu erschaffen als die, die diese Geschichte nicht durchlebten.“
- Die Konstruktion einer demokratischen tschechischen Tradition, die zwangsläufig in den „Sozialismus“ mündete: Ludvík Vaculík sagte über die erste CSR: „Denn dadurch ist ein Staatsgebilde entstanden, das dem damaligen Regime trotz seiner historischen Unvollkommenheit eine hochwertige Demokratie brachte und das bei seinen Bürgern nie eine wesentliche Ablehnung der nun in der zweiten Entwicklungsstufe des Staates zu verwirklichenden Ideale des Sozialismus hervorrief.(Der Autor versteht unter dieser „zweiten Entwicklungsstufe“ die Periode der russischen Herrschaft). Der kontinuierliche Glaube an den sozialen Staat hat sich nach dem zweiten Weltkrieg auf direktem Wege im Programm des Sozialismus verwirklicht.“
- Auch die Krise des Stalinismus hatte die positive Konsequenz einer spezifischen Erfahrung. Kundera nach war der Stalinismus „das Erbe einer großen humanistischen Bewegung, die auch inmitten der stalinistischen Krankheit viele ursprüngliche Standpunkte, Gedanken, Parolen, Worte und Träume bewahrte.“ Vaculík dagegen sah dies bedeutend nüchterner. Er sprach davon, dass die institutionalisierte Macht ab dem Februar 1948 nur Feiglinge, Dummköpfe und Gauner angezogen habe und „nach einer gewissen Zeit, unter gewissen Umständen und auf bestimmten Gebieten auch verschiedene moralische Absolutisten und uneigennützige, aber schlecht informierte Enthusiasten benutzbar machte, wie zum Beispiel mich.“ Die spezifisch tschechische Aufgabe sei nunmehr die Bereinigung und Demokratisierung des „Sozialismus“ (d. h. des russischen kommunistischen Systems). Nicht einmal Vaculík lehnte den Gedanken des Sozialismus ab, er war nur nicht bereit ihn mit der damaligen Machtpraxis zu verbinden. Pavel Kohout war überzeugt, dass sich „der Tschechoslowakei, dem Land der klugen und schöpferischen Menschen, eine einzigartige und zugleich die einzige Gelegenheit bot: die sozialistische Meinungsfreiheit zum spezifischen tschechoslowakischen Weg zu machen.“ A. J. Liehm sprach von einem „Einzug dieses kleinen sozialistischen Landes in die Schatzkammer der bisher seltenen Erfahrungen der Welt, die bestätigen, dass unser Sozialismus ihr wirklich wünschenswertes Zukunftsmodell ist“.
Wie man sieht schließt sich der Kreis langsam wieder: man kehrte zurück zur utopischen Vorstellung von einer Berufung des kleinen, schöpferisch begabten tschechischen Volkes zur Verwirklichung der Synthese vom Kommunismus russischen Typs und Demokratie mit russischer Assistenz.
Das definitiv letzte fehlende Stück in diesem Kreislauf bedeutete die neue Ideologie des Jahres 1968, der „Sozialismus mit menschlichem Gesicht“. Interessanterweise war der wahrscheinlich vehementeste Vertreter dieser Ideologie, der tschechische Philosoph Jan Patočka, ursprünglich kein Kommunist. Daran wird deutlich, dass die kommunistische Ideologie zu dieser Zeit bei weitem nicht nur Sache der „Reformkommunisten“ war. Man darf jedoch auch nicht vergessen, dass Patočka in engem Kontakt mit dem Kreis der reformierten kommunistischen Intellektuellen stand und immer versucht war diese zu kultivieren. Wie folgendes Beispiel zeigt war dieser Einfluss jedoch beiderseitig.
Patočka entwickelte seine Ideologie vom „menschlichen“ Sozialismus im Rahmen einer breiten philosophischen Interpretation der Geschichte der tschechischen Gesellschaft. Das tschechische (besser gesagt „böhmische“) Gebiet sei danach ein Randgebiet Europas, immer bestrebt zur Mitte des europäischen Geschehens zu werden. Dies sei ihm in wichtigen geschichtlichen Perioden auch gelungen. Die Tschechen strebten nach einer elementaren, durch den Gedanken der Gleichheit geprägten Demokratie, die auch im wirtschaftlich-sozialen Bereich zu einem vollständigen Ausgleich führen werde. Zur Zeit der Aufklärung sei die Einheit der böhmischen Gesellschaft gespalten worden. Auf der einen Seite habe die ursprünglich entrechtete, an ihren Grund und Boden gebundene Landbevölkerung gestanden, nahe der kleinen Bourgeoisie, die ein national-sprachliches Programm verfolgte. Auf der anderen Seite sei ein Überrest der ursprünglich einheitlichen Gesellschaft geblieben. Diese zweite Gruppe lieferte einige wichtige Ansatzpunkte für die sozial-utopische Vorstellung von Bernard Bolzano vom Konzept der Nation als Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden und der Vermittlung von Gerechtigkeit und Gleichheit durch den Staat. Dies sollte ein Versuch der Behebung der die Gesellschaft quälenden und letztlich auch spaltenden Unrechte darstellen.
Daraus leitete Patočka den roten Faden der tschechischen Geschichte ab: „Von den Dekreten des Kaisers Josephs II. über die tschechische radikale Demokratie (prämarxistische Extremisten aus dem Jahr 1848) und die Entwicklung nach dem ersten und zweiten Weltkrieg (die erste tschechoslow. Republik, das sozialistische Experiment der dritten Republik) bis hin zu unserem Januar (Januar 1968, der Antritt Dubceks) führt eine Linie, die eine stetige Vertiefung eines und desselben Themas bedeutet.“
Die tschechische „elementare Demokratie“ mache unsere Eingliederung ins sozialistische Lager (ins russische Kolonialimperium) begreiflich und notwendig.
Patocka erwähnt auch die Illusion vom Stalinismus: „Im Unterschied zu allen anderen sind wir dem Sozialismus, wenn auch in seiner stalinistischen Auffassung, mit Leib und Seele gefolgt, daher ist unsere Abkehr vom Stalinismus auch etwas Spezifisches...“. Der Zeit des „Personenkultes“ folge „ein energisches Suchen und Vertiefen des Sinns des eigenen Strebens und der Idee des Sozialismus“, ein Weg zurück zum ursprünglichen Sinn des Sozialismus, „der Befreiung des Menschen“.
Was verbirgt sich nun hinter diesem „ursprünglichen Sinn des Sozialismus“? „In der jetzigen Situation der geteilten Welt, in der eine Seite immer noch vom der sozialen Wirklichkeit nicht entsprechenden Prinzip der individuellen Freiheiten predigt,(die westliche Welt), die andere Seite aber große strukturelle, eine absolute Disziplin verlangende Veränderungen plant(das russische kommunistische Imperium), scheint ein heller Schein einer möglichen Synthese hervorzudringen. Dieser wäre kein Eklektizismus, sondern eine schöpferische Lösung.“ Eine „Idee, die zugleich eine Interpretation unserer Existenz vom Anfang unseres nationalen Seins an und ein Beitrag zum Streben der ganzen heutigen Menschheit, sowie ein Indiz unserer möglichen Zukunft“ sein werde. Das heißt, die Synthese von „Sozialismus“ (= russischer Kommunismus) und „Demokratie“.
Diese falsche Ideologie wurde im August 1968 definitiv widerlegt. Die Russen haben dazu zweitausend Panzer und fünfhunderttausend Soldaten benötigt. Der russische „Sozialismus“ hat die Hosen fallen gelassen. Dies war das klägliche Ende der falschen Idee eines „Sozialismus mit menschlichem Gesicht“. Auch seine einstigen Anhänger kehrten ihm allmählich den Rücken, heute scheinen sie bereits vergessen zu haben, was sie einst verkündeten.
Vorgetragen auf dem Forum „Ein Fanal der Freiheit 1968 – 30 Jahre Prager Frühling“ 19. 5. 1998 in Berlin